Loki

Loki,

 

altnordische Mythologie: die rätselvollste und widersprüchlichste Gestalt der altnordischen Götterwelt, der listenreiche und wandlungsfähige Helfer der Götter, aber auch ihr entschiedenster Gegner. Loki ist maßgeblich am Bau des Göttersitzes Asgard beteiligt, gebiert Odins Pferd Sleipnir, begleitet, häufig in der Rolle des Dieners oder der Dienerin, Thor bei seinen Fahrten zu den Riesen, hilft bei der Rückholung des gestohlenen Hammers Thors, beschafft den Göttern wertvolle Kleinodien und gilt als Erfinder des Fischernetzes. Vielen der Lokiepisoden ist gemeinsam, dass Lokis boshafte Anschläge auf die Macht und Unsterblichkeit der Götter von ihm selbst wieder - zum Teil nach Wiedergutmachungsforderungen oder Strafandrohungen - in eine positive Tat umgewandelt werden. Der so bereits angelegte Gegensatz zu den Göttern schlägt im Mythos von Baldrs Tod in offene Gegnerschaft um. Im Eddagedicht »Lokasenna« (Scheltreden Lokis) überhäuft Loki die Götter mit Schmähungen, wird zur Strafe gefesselt, kommt aber zu Beginn des Endzeitkampfes (Ragnarök) wieder frei und stellt sich an die Spitze der götterfeindlichen Mächte. Zu ihnen gehören der Fenriswolf (Fenrir), Hel und die Midgardschlange.

 

Eine befriedigende und umfassende Deutung dieser Göttergestalt ist bisher nicht gelungen. Auffällig ist, dass Loki als Gott keine typische Funktion hat; auch ein Lokikult ist nicht bekannt. Mit seinem zwielichtigen Wesen verkörpert Loki den Typ des Tricksters.

 

Literatur:

 

J. Grimm: Dt. Mythologie, 3 Bde. (⁴1875-78, Nachdr. Graz 1968);

 A. Olrik: Ragnarök (a. d. Schwed., 1922);

 J. de Vries: The problem of L. (Helsinki 1933);

 J. de Vries: Altgerman. Religionsgesch. (³1970);

 F. Ström: L. Ein myth. Problem (Göteborg 1956);

 G. Dumézil: L. (a. d. Frz., 1959);

 E. O. G. Turville-Petre: Myth and religion of the North (London 1964);

 R. Simek: Lex. der german. Mythologie (²1995).

* * *

Lo|ki (germ. Myth.): Feind Baldrs, der dessen Ermordung durch Hödr veranlasst u. dadurch den Untergang der Götter einleitet.